Motonobu Isoya, Präsident und CEO von NTT DATA Global Solutions Corp., spricht mit Gernot Kapteina, Gründer von OYSTEC, über seine Lebenserfahrungen in Bezug auf Fähigkeiten, die japanische Führungspersönlichkeiten benötigen, als auch über die Globalisierung japanischer Großunternehmen im IT-Sektor.
Nobu-san, vielen Dank, dass wir dieses Interview machen! Du bist der Präsident und CEO von NTT DATA Global Solutions Corp. in Japan. Der Weg dorthin muss sehr faszinierend gewesen sein. Kannst Du unseren Lesern verraten, wie es dazu kam?
Isoya-san: Vielen Dank für diese Gelegenheit zum Interview. Sicher, das werde ich gerne tun.
Ich habe an der Universität von Tokio studiert. Mein Hauptfach war Präzisionsingenieurwesen. Dann kam ich 1986 zu NTT und hatte bereits 1989 meinen ersten globalen Einsatz, bei dem ich als AI-Trainee zu Boeing Computer Services geschickt wurde. Damals herrschte in der japanischen IT-Branche die Meinung vor, dass man von den amerikanischen Unternehmen wie IBM, Sun, Oracle und Microsoft lernen sollte.
Ich würde sagen, dass dies die erste Ära war, in der japanische IT-Unternehmen global wurden. Dabei bedeutete Globalisierung, dass eine Organisation wie ein US-Unternehmen geführt und betrieben werden musste.
Während dieser Zeit lernte ich ziemlich schnell die englische Sprache, während ich mich parallel dazu weiterhin auf das Inlandsgeschäft konzentrieren musste. Als englischsprachiger Ingenieur aus Japan wurde ich oft zu Meetings und Geschäftsreisen eingeladen, die mit Geschäftspartnern in Übersee zu tun hatten.
Als gebürtiger Japaner in einem globalen Umfeld zu arbeiten, muss für Dich sowohl interessant als auch herausfordernd gewesen sein. Kannst Du Dich an eine bestimmte Situation erinnern, in der Du ins kalte Wasser geworfen wurdest?
Isoya-san: Ja. Als ich Executive Manager der Personalabteilung von NTT DATA war, wurde ich beauftragt, das erste Global Leadership Program 2009 in Ettlingen, Deutschland, mit zu organisieren. Es war eine große Herausforderung nicht nur für mich, sondern auch für die anderen Executive HR Manager unserer regionalen Schwestergesellschaften, das Trainingsprojekt für multinationale Führungskräfte aus der ganzen Welt zu leiten.
Seitdem habe ich auch aktiv an anderen multinationalen Konferenzen teilgenommen, vor allem in der APAC-Region, und nach und nach ist ein hohes Level beim internationalen Konferenzmanagement gerade auch in Bezug auf die englischsprachige Geschäftskommunikation für Unternehmen mit Wurzeln aus Japan zur Normalität geworden.
Was waren Deine nächsten Schritte, ein SAP Leader bei NTT DATA in Japan zu werden?
Isoya-san: Ich setzte meinen Karriereweg bei NTT DATA Corp. fort und wurde schließlich Senior Vice President (SVP) und Leiter des Manufacturing IT Innovation Sector. Danach wurde ich 2018 Präsident und CEO der NTT DATA Global Solutions Corp., weil ich bereits stark in das SAP-Geschäft von NTT DATA in Japan involviert war und auch Verbindungen zu unseren globalen SAP-Geschäften aufgebaut hatte.
Das ist beeindruckend. Nun zum Titel dieses Interviews, den Du selbst gewählt hast: Du möchtest auch über die Öffnung der japanischen Wirtschaft für das internationale Geschäft und die Verantwortung einer Führungskraft sprechen. Welche Erkenntnisse hast Du gewonnen?
Isoya-san: Wir sprechen über 30 Jahre meiner Erfahrung und kommen doch immer wieder auf wenige Aspekte zurück. Mein erster Gedanke ist, dass multinationale Unternehmen erfahrene, professionelle Führungskräfte brauchen, die verschiedene Kulturen und Kommunikationsstile verstehen. Und ich glaube, dass nur Führungskräfte, die ein tiefes Verständnis und Einfühlungsvermögen für multinationale Mitarbeitende haben, echte globale Führungskräfte sind.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ein CIO, der mein Kunde war, als Projektmanager ein multinationales Team mit Mitarbeitern aus 14 verschiedenen Ländern geleitet hat.
Sein Englisch und seine Präsentationen waren sehr klar strukturiert und seine Fähigkeit, mit den multinationalen Mitgliedern zu kommunizieren, war sehr beeindruckend. Er war ein englischer Gentleman, aber er sprach davon, dass echte globale Führungskräfte die Fähigkeit haben müssen, mit ihren nicht-englischsprachigen Mitgliedern klar zu kommunizieren. Er war genau das Vorbild einer professionellen Führungskraft, von dem ich sprach.
Verstanden. Wenn wir jetzt nicht nur auf die menschliche Führung schauen, sondern auf Organisationen, die über sich hinauswachsen und globaler werden, wie würdest Du den Globalisierungsweg von NTT DATA charakterisieren? Bei all dem war es ja auch die NTT DATA Welt, die Dich sehr stark geprägt hat.
Isoya-san: Genau, und das bringt mich zu meinem zweiten Gedanken. Um die Globalisierung großer japanischer Unternehmen am Beispiel von NTT DATA zu verstehen, möchte ich auf die Bartlett- und Ghoshal-Matrix verweisen, die Aspekte der globalen Integration und der lokalen Reaktionsfähigkeit vergleicht.
Grafik: Die Bartlett und Ghoshal Matrix
Copyright: Bartlett, Goshal, 1989, Harvard Business School Press
Als NTT DATA haben wir uns innerhalb dieser Matrix bewegt. Anfangs waren wir sehr lokal ausgerichtet, und erst in den frühen 2000er Jahren begannen wir, uns zu globalisieren, indem wir ausländische IT-Unternehmen kauften, um unsere Aktivitäten in Übersee zu beschleunigen. Aber anstatt von Anfang an eine globale Strategie mit einheitlichen Aktivitäten auf der ganzen Welt zu verfolgen, wie es amerikanische Unternehmen getan haben, haben wir eine multinationale Strategie verfolgt.
Wir würden sagen, dass die M&A-Strategie der NTT DATA Group eine Art "agrarischer" Stil war. Das heißt, wir haben in jedem Land lokale Spitzenunternehmen aufgekauft und sie in unsere Gruppe aufgenommen, wie zum Beispiel die itelligence AG, everis und so weiter. Und wir haben ihr eigenes Wachstum unterstützt. Im Laufe der Jahre haben wir sie in die NTT DATA Group eingegliedert und gemeinsam haben wir uns zu einem multinationalen Unternehmen entwickelt.
Ich würde noch nicht sagen, dass wir die transnationale Strategie im Sinne der Matrix wirklich erreicht haben. Wir sind gerade dabei, die Auswirkungen globaler Synergien als grenzüberschreitendes Unternehmen zu maximieren, mit dem Ziel, eines der fünf größten IT-Unternehmen der Welt zu werden.
Das "SAP Global One Team", das Du gut kennst und in dem ich eines der Executive-Mitglieder war, war ein Pionier auf diesem Gebiet. Ich glaube, dass aus diesen Aktivitäten globale Synergien und die nächsten globalen Führungskräfte hervorgehen werden.
Eine interessante Sichtweise. Lass mich Dir jetzt noch eine letzte Frage stellen: Wenn man in Deine Pässe schauen würde, in wie viele Länder bist Du während Deines Geschäftslebens gereist?
Isoya-san: Ich bin schon mehr als 55 Mal in über 14 Länder gereist. Am häufigsten in die Vereinigten Staaten, gefolgt von Deutschland, Singapur, China und dem Vereinigten Königreich. Da es so aussieht, als bekämen wir die Corona-Pandemie in den Griff, würde ich gerne bald wieder reisen.
Nobu-san, vielen Dank für das interessante Interview.
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